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Gesellschaft

Wenn künstliche Intelligenz menschliche Fehler macht

Mit Daten aus der realen Welt halten bestehende Vorurteile und Ungleichheiten vielfach Einzug in neue Technologien. Eine diverse Gesellschaft hat für die Tech-Branche daher eine besondere Bedeutung und so setzen sich Britta Mittlefehldt und Barbara Wellmann von Deloitte mit dem Smart Factory Believers-Programm dafür ein, dass mehr junge Mädchen die MINT-Berufe für sich entdecken – und moderne Technologien künftig diverser machen.

Von Michael Hasenpusch

Frau Mittlefehldt, Sie leiten die Smart Factory und fördern mit dem Smart Factory Believers-Programm – gemeinsam mit der Hacker School, dem Fraunhofer-Institut und der Initiative SheTransformsIT – Frauen und Mädchen in MINT-Berufen. Warum ist das so wichtig?

Britta Mittlefehldt › Die Smart Factory ist ein Ort, an dem wir gemeinsam mit den produzierenden Unternehmen in Deutschland Ideen entwickeln, wie die Fabrik der Zukunft aussieht. Dabei ist der Fachkräftemangel eines der bestimmenden Themen: Wer hat die passenden Fähigkeiten, wer kann leisten, was in den Fabriken in Deutschland und Europa künftig gefragt sein wird? Eine Möglichkeit ist, Mitarbeitende weiterzubilden oder umzuschulen. Besser wäre es, viel früher mit der Heranführung an Tech-Skills zu beginnen und schon in den Schulen dafür zu sorgen, dass Digitalisierung und Kenntnisse wie Programmieren zu einem Teil der Ausbildung werden.

Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen in Deutschland. Welche Lösungen gibt es dafür aus Ihrer Sicht?

Mittlefehldt › Wir glauben, dass die Unternehmen, die die Zukunft gestalten wollen, dabei Verantwortung übernehmen müssen. Diesen Gedanken haben wir mit dem Smart Factory Believers-Programm aufgenommen, das so heißt, weil die Teilnehmenden daran glauben, dass Industrie 4.0 funktionieren wird. Mit dem Programm wollen wir die Schülerinnen und Schüler bereits in jungen Jahren an die MINT-Themen Wissenschaft, Technologie, Ingenieurwesen und Mathematik heranführen, um ihr Interesse dafür zu wecken und zu stärken.

Wie sieht das Smart Factory Believers-Programm genau aus?

Mittlefehldt › Wir bringen den Kindern und Jugendlichen mithilfe von programmierbaren Robotern das Coden bei, wobei wir uns im Moment auf Mädchen konzentrieren. Grundsätzlich soll das Programm für alle zugänglich sein. Aber wir glauben, dass wir die größte Wirkung dort erzielen, wo die größte Lücke besteht. Und hier zeigt sich, dass nach wie vor nur wenige Mädchen und junge Frauen eine Ausbildung im MINT-Bereich verfolgen. Da uns der direkte Zugang zur Zielgruppe fehlt, haben wir uns zur Zusammenarbeit mit der Hacker School entschlossen. Sie übernimmt den organisatorischen Teil und wir sorgen dafür, dass genügend Technik und inspirierende Menschen zur Verfügung stehen.

Frau Wellmann, Sie beraten Kunden zu den Chancen und Risiken von Quantentechnologien. Was für Technologien sind das und welche Chancen bergen sie für Unternehmen?

Barbara Wellmann › Der Begriff Quantentechnologien bezieht sich auf alle Technologien, die quantenmechanische Prinzipien nutzen. Dadurch sind zum Beispiel Quantencomputer in der Lage, einige Problemstellungen und Aufgabentypen zu lösen, bei denen leistungsstarke klassische Supercomputer an ihre Grenzen stoßen.

Sie sind außerdem „Inspirer“ für das Smart Factory Believers-Programm. Was ist Ihre Motivation dabei?

Wellmann › Wir wissen, dass es insbesondere im MINT-Bereich wichtig ist, weibliche Vorbilder zu haben. Gerade Kinder sind sehr empfänglich für das, was um sie herum passiert, was ihre Familien, Lehrerinnen und Lehrer und andere ihnen vorleben. Da die Zahl der Tech-Expertinnen noch immer sehr niedrig ist, erleben die Kinder in diesem Bereich nur wenige weibliche Vorbilder und entsprechend verbreitet ist das Klischee vom nerdigen, vielfach männlichen Techie. Das erlebe ich auch in meiner Rolle als Tech-Botschafterin für die Smart Believer und umso schöner ist es zu zeigen, dass jedes Mädchen den Weg gehen kann, den Britta und ich gegangen sind.

Sie setzen auf eine breite, gut ausgebildete Basis potenzieller Bewerberinnen und Bewerber. Wäre eine Qualifizierung in den Unternehmen nicht effizienter?

Mittlefehldt › Lebenslanges Lernen wird für die nächsten Generationen eine noch größere Rolle spielen als für uns heute. Deshalb wäre es zu spät, das Interesse für Tech-Skills erst nach dem Schulabschluss zu wecken. Denn das sollten wir so früh wie möglich fördern und vor allem für ein frühes Grundverständnis dafür sorgen, wie Technologien und Algorithmen funktionieren, wie KI „denkt“ und wie wir damit arbeiten können.

Warum sind Gleichberechtigung und Vielfalt dort besonders wichtig, wo neue Technologien und künstliche Intelligenz entstehen?

Wellmann › Um KI-Anwendungen zu trainieren, brauchen wir sehr, sehr viele reale Daten. Da diese aus einer Welt stammen, die noch nicht vollständig gleichberechtigt ist, fließt diese Ungleichheit in die KI ein. Und was reingeht, kommt auch wieder raus, das heißt, generative KI hat heute eine oft männliche Sichtweise. Das ist nicht nur eine Geschlechterfrage, sondern setzt sich bei anderen Minderheiten-Perspektiven fort. Künstliche Intelligenz ist von bestehenden Vorurteilen geprägt, dementsprechend fallen ihre Antworten und Entscheidungen aus. Das Problem ist zwar erkannt und es wird versucht, daran zu arbeiten, aber es hat bei Weitem nicht den Stellenwert, den es verdient.

Welche Auswirkungen hat es, wenn in diesen Bereichen geringe Diversität herrscht?

Mittlefehldt › Unser Leben wird in Zukunft viel stärker von KI beeinflusst werden, und das, ohne dass wir es merken. Ein sehr anschauliches Beispiel für die möglichen Folgen ist der Bewerbungsprozess, der schon seit vielen Jahren immer weiter automatisiert wird. Auch früher gab es schon Kriterien, die entschieden, ob jemand aussortiert wurde oder eben weiterkam, zum Beispiel die Abiturnote. Aber diese Kriterien waren gut nachvollziehbar. Bei einer KI ist es nicht mehr ohne Weiteres möglich, eventuell vorhandene Vorurteile zu erkennen, weil sie auf viel mehr basieren als nur auf Noten, Alter, Studiendauer und Ähnlichem. Deshalb ist es wichtig, eine Sensibilität dafür zu entwickeln, und die erreiche ich nur, wenn schon bei denjenigen, die KI trainieren, eine möglichst große Diversität herrscht.

Frau Wellmann, wie trägt Quantencomputing zu mehr Diversität und weniger Vorurteilen in Daten bei?

Wellmann › Im Vergleich zur herkömmlichen künstlichen Intelligenz wird Quanten-Machine-Learning absehbar mit weniger Trainingsdaten gute Prognosen erstellen können. Ein Beispiel: Bei der Erhebung von medizinischen Daten wurde oft auf weibliche Probanden verzichtet, da man nicht genau wusste, wie man hormonellen Veränderungen im Monatszyklus einberechnen sollte. Über Frauen liegen also weniger Daten vor, was perspektivisch hoffentlich durch Konzepte wie Quantum-Machine-Learning ausgeglichen werden kann. In diesem Bereich ist noch viel Forschung nötig, aber es könnte eine Möglichkeit werden, mit einem Mangel an Daten umzugehen.

Quantencomputing ist eine von vielen spannenden Technologien. Welche Skills sollten Ihrer Ansicht nach zur Bildung von Kindern und Jugendlichen gehören, um mit diesen Technologien umgehen zu können?

Wellmann › Es gibt eine Vielzahl von Technologien wie Robotik, Automatisierung, KI und Cloud Computing, die sich immer weiterentwickeln. Quantencomputing ist sehr neu, Programmieren wird sich in Zukunft durch die Hilfe von KI, Low-Code- oder No-Code-Methoden wahrscheinlich stark verändern. Die Kinder, die heute zur Schule gehen oder eine Ausbildung beginnen, werden sich auf starke Veränderungen einstellen müssen. Daher ist es wichtig, sich an laufende Entwicklungen immer wieder anzupassen. Das gilt ja auch nicht nur für Kinder.

Mittlefehldt › Kinder und Jugendliche sollten möglichst früh lernen, was es heißt, mit Daten umzugehen. Wie werden sie erhoben, wie werden sie verarbeitet und wie kann man erreichen, dass die Daten frei von Vorurteilen sind? Was können und dürfen andere mit meinen eigenen Daten machen? Das wäre für mich eine digitale Grundkompetenz, die noch nichts mit Anwendungen wie KI, Cloud oder Ähnlichem zu tun hat.

Porträt von Britta Mittlefehldt, Director der Smart Factory

Britta Mittlefehldt

Britta Mittlefehldt leitet als Director die Smart Factory. Zu ihren fachlichen Spezialisierungen zählen unter anderem Digital Operations, Manufacturing Excellence und Supply Chain Management. Britta hat 10 Jahre Beratungserfahrung in der Optimierung von Produktions- und Engineering-Prozessen innerhalb der Fertigungsindustrie. Zuvor hat sie mehrere Jahre als Werksleiterin in der Industrie gearbeitet.

Foto von Barbara Wellmann, Director und Lead bei Quantum

Barbara Wellmann

Dr. Barbara Wellmann arbeitet als Director und Lead bei Quantum.Link. Sie ist promovierte Physikerin und verfügt über intensive Erfahrung in der Technologieberatung und im Innovationsmanagement. Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen Quantentechnologien, speziell Quantencomputer und Quantensensorik, disruptive Innovationen und neue digitale Geschäftsmodelle. Sie berät Kunden aus allen Sektoren zu Chancen und Risiken der Quantentechnologien und entwickelt mit ihnen individuell passende Strategien und Roadmaps zur Implementierung im Businesskontext. Besonderen Fokus legt sie dabei auf die Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit der entwickelten Konzepte und analysiert übergreifend wie Quantentechnologien auch mit anderen innovativen Technologien wie beispielsweise KI, Cloud, Blockchain, IoT und 5G konstruktiv zusammenwirken können.