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Technologie

Wir leben in der digitalen Pubertät

In der „Deep Tech“-Phase greift Technologie deutlich in die Strukturen von Gesellschaft und Unternehmen ein. Was wir brauchen, ist ein Wertekanon und ein verlässliches Regelwerk für den sich abzeichnenden Kulturwandel.

Zwei junge Erwachsene tragen VR-Brillen und blicken über die linke Schulter nach oben

Mit „Deep Technology“ treten wir in eine neue Phase ein, in der Technologie deutlich in die Strukturen der Unternehmen, aber auch der Gesellschaft eingreift. „Deep Tech“ nutzt das Internet, um über die konstante Erhebung und Analyse von Daten immer bessere Ergebnisse zu erreichen. Hardware und Software verschmelzen so zu einem vernetzten Produkt. Im Zusammenhang mit „Deep Tech“ werden oft auch 3D-Druck, Augmented und Virtual Reality, Autonomes Fahren, Künstliche Intelligenz und Robotik genannt – diesen Technologien wird zugetraut, besonders tiefgreifende Veränderungen auszulösen.

„Anders als noch in der Dotcom-Ära haben wir heute belastbare Technologien“, sagt Nikolay Kolev, Lead Partner Digitale Transformation und Managing Director Deloitte Digital. „Diese Technologien sind heute in der Lage, ganze Wertschöpfungsketten auseinanderzunehmen.“

Ein wesentlicher Treiber des Wandels sind Start-ups, die Risiken eingehen können, die für klassische Unternehmen oft nicht hinnehmbar sind. Die Wachstumserwartungen steigen – und mit ihnen die Ängste. Kolev plädiert deshalb dafür, die Folgen des technologischen Fortschritts nicht nur aus wirtschaftlicher, sondern auch aus gesellschaftspolitischer Perspektive zu betrachten.

Wir dürfen den Optimismus nicht ausblenden. Die Verbesserungen unserer Lebensumstände durch den technologischen Wandel sind enorm.

Ein Beispiel: Eine künstliche Hüfte kommt heute gegenüber einer natürlichen Hüfte auf das zehnfache Gewicht. Eine Hüfte aus dem 3D-Drucker dagegen wiegt nicht mehr als eine natürliche und ist zudem noch passgenauer. Für Patienten fallen so meist langfristige Folgebeschwerden weg, und die Kassen sparen Geld. 

Der technologische Wandel verläuft nicht linear, sondern exponentiell. Viele Menschen haben daher nachvollziehbar das Gefühl, bei derlei sprunghaften Entwicklungen nicht mithalten zu können. Das ist ein intellektuelles, aber auch ein gesellschaftspolitisches Paradigma. Sichtbar wird dies in einer Gesellschaft, die sich in Gewinner und Verlierer des Fortschritts zu spalten scheint. Aus der Ahnung dessen könnte bald Realität werden. Dass durch Automatisierung und Robotik einfache Tätigkeiten wegfallen, empfindet dabei eher jemand als verheißungsvoll, dessen Arbeitsplatz von einer solchen Perspektive nicht unmittelbar bedroht ist.

Die Frage nach der Fairness

Unternehmen werden ihre Kosten stark senken können. Bots, Künstliche Intelligenz und Blockchain-Anwendungen reduzieren etwa die Kosten für automatisiert kommunizierende Unternehmen wie Call-Center deutlich. „Die Frage nach der Fairness ist aber berechtigt“, sagt Kolev. „Wer Angst hat, den Arbeitsplatz an eine Künstliche Intelligenz zu verlieren, hat das Recht, vorher zu fragen.“ Kolevs Analyse:

»Wir leben derzeit in einer Art digitalen Pubertät. Was fehlt, ist eine Regelwerk, ein Handbuch.«

Nikolay Kolev Lead Partner Digitale Transformation und Managing Director Deloitte Digital

Sein Vorschlag für eine der wichtigsten ersten Regeln: Daten sind Eigentum der Menschen, nicht der damit werbenden Unternehmen. Erst kürzlich hat sich Apple-Chef Tim Cook gegenüber dem Magazin „Focus“ sehr positiv über das europäische Modell des Datenschutzes geäußert, die neue Datenschutz-Grundverordnung EU-DSGVO gar als „unglaubliches Fundament, auf das wir alle bauen sollten“ bezeichnet. 

Eine weitere Regel sollte laut Kolev den demokratischen Zugang zu bislang geschlossenen Systemen und Infrastrukturen regeln.

Ein Mann blickt frontal in die Kamera. Über ihm liegt eine grafische Ebene mit Informationen.

Wahrhaft pubertär ist derzeit der Umgang der Unternehmen mit den elektronischen Identitäten ihrer Kunden. Hier können Ansätze helfen, nach denen Individuen selbst entscheiden, welche Daten sie wann und wie jemanden zur Verfügung stellen. „Wir brauchen eine breite Diskussion darüber, welche Werte wir in einen digitalen Wertekanon aufnehmen“, sagt Kolev. „Wir kritisieren zu Recht das Social Scoring in China. Aber wo ist unser Gegenentwurf?“ 

Social Scoring ist einer Art Schufa für viele Belange des gesellschaftlichen Lebens in China. „Gutes“ Verhalten wird belohnt, „schlechtes“ sanktioniert. Möglich macht das eine umfassende Überwachungstechnik. Selbst wenn eine solche Vorstellung in westlichen Ländern undenkbar erscheint, bleibt doch die Frage nach globalen Maßstäben einer digitalen Verantwortung. Denn vom digitalen Wandel profitieren vorrangig jene Länder, die bereits heute hochentwickelt sind. Die Gefahr einer wachsenden „digitalen Kluft“ besteht also nicht nur in den Gesellschaften der westlichen Länder, sondern weltweit.

Porträtfoto von Nikolay Kolev

Nikolay Kolev

Lead Partner Digitale Transformation 
und Managing Director Deloitte Digital

Nikolay Kolev ist Experte für Business Building und digitale Transformation. 2008 baute er als Teil des Managements Skrill in London auf, damals Europas größter digitaler Finanzdienstleister. 2012 gründete er in München ein Digital Lab für eine amerikanische Strategieberatung. Dort beriet er diverse europäische Unternehmen sowie den öffentlichen Sektor bei der digitalen Transformation. Seit 2014 ist Nikolay Kolev bei Deloitte Lead Partner für Digital Transformation.

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